Schnaps im Tank statt im Glas oder in der Flasche – das klingt etwas komisch, ist aber eine viel diskutierte Idee. Wer sein Auto mit Alkohol betankt, ist angeblich umweltfreundlich. Da stellt sich die Frage: Warum ist der besondere Sprit für Autos nicht schon längst an den Tankstellen angekommen? Warum fahren nicht viel mehr Autos mit Ethanol, wenn es doch so gut für die Umwelt ist? Wie entsteht eigentlich dieser alternative Kraftstoff für das Auto?
Zu diesem Thema gibt es eine Menge Fragen, aber zum Glück auch die passenden Antworten.
Was genau ist Bio Ethanol?
Ethylalkohol ist ein anderer Name für ein Produkt, das vielleicht das Autofahren revolutionieren könnte. Dieser Ethylalkohol entsteht durch Destillation nach einer alkoholischen Gärung, aber auch durch vergleichbare Methoden der Biochemie, mit deren Hilfe Sprit aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird. Die Rohstoffe, die für die Herstellung von biologischem Ethanol in Deutschland verwendet werden, bestehen in der Hauptsache aus Getreide wie Roggen oder Weizen, infrage kommen aber auch Zuckerrüben.
Erfolgt die Herstellung auf der Basis von Lignocellulose, beispielsweise aus Holz oder Stroh, dann gibt es aktuell leider keine Anlagen, die kommerziell betrieben werden. In Deutschland sind diese Verfahren noch in der Erprobungsphase und ob in absehbarer Zeit mit Ergebnissen gerechnet werden kann, ist fraglich.
Vertragen Autos überhaupt Ethanol?
Alle, die Bio unterwegs sein wollen, haben aktuell wenig Möglichkeiten. E-Autos verbrauchen viel Strom, der nach Möglichkeit grün, also aus erneuerbaren Energien stammen sollte. Gas ist kaum noch ein Thema, ebenso wenig sind es synthetische Kraftstoffe, die sogenannten E-Fuels. Was bleibt, ist Ethylalkohol, ein Kraftstoff, der als E50 und E85 angeboten wird. Wer seinen „normalen“ Wagen einfach mit diesem Kraftstoff betankt, wird sich wundern, denn damit entstehen teure Schäden, die ein Auto komplett ruinieren können.
Etwas anders sieht es aus, wenn der Motor des Wagens und sein ganzes „Umfeld“ dem Kraftstoff angepasst werden. Dazu gibt es ein speziell entwickeltes Management für Motoren, die sofort erkennen, dass es sich um ein Mischverhältnis an Kraftstoffen handelt.
So sind bei einem solchen Fahrzeug die Ventile besonders gehärtet und alle Kunststoffteile, wurden aus Materialien hergestellt, denen eine Korrosion nichts ausmacht. Durch eine effektive Vorwärmung des Motors ist es möglich, dass der Wagen auch im Winter bei Temperaturen von unter Minus 15° Grad noch gestartet werden kann. Lohnt es sich vielleicht, den Wagen umzurüsten? Diese Möglichkeit gibt es zwar, aber sie ist viel zu teuer. Wer einen neuen Wagen kaufen will, welcher auch Bio Ethanol als Kraftstoff verträgt, sollte auf die Bezeichnung „Flexible Fuel Vehicle“ oder kurz „FFV“ achten.
Gibt es FFV-Autos in Deutschland zu kaufen?
Wer sich in Deutschland einen Wagen kaufen möchte, der mit Bio Ethanol fährt, hat nur eine sehr kleine Auswahl. Da gibt es beispielsweise den Ford Focus 1.8 FFV, den Focus C-Max 1.8 FFV, den Saab 9.5 2.0 Biopower oder den Volvo C30 1.8F FlexiFuel, den S40 1.8F FlexiFuel sowie den V50 1.8 FlexiFuel. Ein Fahrzeug, das mit umweltfreundlichem Alkohol fährt, ist bei der Anschaffung teurer als der Wagen, der noch mit Benzin oder Diesel fährt. Ford verlangt 300 Euro, Volvo 400 Euro und Saab 1000 Euro mehr. Diese Modelle können mit jeder beliebigen Mischung aus Benzin und Ethylalkohol betankt werden. Wichtig ist es aber, darauf zu achten, dass der maximale Anteil von 85 Prozent Ethylalkohol nicht überschritten werden darf.
Im Gegensatz zu anderen sogenannten bivalenten Autos gibt es keinen zusätzlichen Tank. Ein normaler Benzinmotor verträgt nur Kraftstoff, der für einen Ottomotor bestimmt ist, und zwar mit einem Anteil von maximal fünf Volumenprozent Bio Ethanol. Diese Menge ist nach der Kraftstoffnorm DIN 228 festgelegt.
Ist das Fahren mit Ethylalkohol günstiger als mit Benzin?
Bio ist in der heutigen Zeit immer gut, aber ist es auch immer günstiger? Wie sieht es mit Bio Ethanol aus? Können Autofahrer damit nicht nur die Umwelt, sondern auch ihre Geldbörse schonen? Ethylalkohol hat einen um rund 35 Prozent geringeren Energiegehalt als es bei normalem Ottokraftstoff der Fall ist. Sparsamer wird der umweltfreundliche Sprit damit nicht. Gut ein Drittel müssen die Autofahrer für den Mehrverbrauch rechnen. Für E50 wie auch für E85 muss zwischen 82 und 98 Cent auf den Liter gerechnet werden. Setzt man den Preis aber Relation zum Energiehaushalt, dann liegen die Kosten zwischen 1,20 und 1,30 für den Liter. Bis 2009 war der umweltfreundliche Sprit E50 von der Energiesteuer befreit, für E85 galt das bis 2015, seitdem gehen die Preise immer weiter nach oben.
Wie umweltfreundlich ist der Sprit?
Geht es um die Umweltbilanz beim Autofahren, dann wird im Zusammenhang mit Bio Ethanol gerne von der CO2-Neutralität geredet. Angeblich entsteht bei der Verbrennung des Alkohols nur so viel klimaschädliches Kohlendioxid, also CO2, wie die Pflanzen während des Wachstums der Umgebung entziehen. Allerdings wird dabei nicht so gerne erwähnt, dass beim Anbau des Getreides und ganz besonders bei der Herstellung des Kraftstoffs fossile Energien in großer Menge verbraucht werden. Ein solches Auto zu fahren, heißt also nicht automatisch, sich in einem vollständig geschlossenen CO2-Kreislauf zu bewegen.
Regional immer verfügbar?
Ethylalkohol kann sowohl zentral als auch dezentral produziert werden. Viele sind der Ansicht, dass die Herstellung dieses besonderen Sprits zum einen die deutsche Landwirtschaft stärkt und zugleich Arbeitsplätze schafft. Damit dies der Fall ist, muss es immer um Bio Ethanol sein, außerdem müssen die Behörden dem Vertrieb des Sprits auch zustimmen. Dies wiederum setzt ein sehr aufwendiges und umständliches Genehmigungsverfahren in Gang, was auch die geringe Zahl der Tankstellen erklärt, die in Deutschland bereits vorhanden sind.
Video: Bio-Ethanol vs Diesel
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Fazit zu Bio Ethanol
Wer umweltfreundlich Autofahren will, muss sich entweder ein neues Auto kaufen oder sein altes Auto für sehr viel Geld nachrüsten. Der Motor und viele andere Teile müssen den chemischen Eigenschaften des Ethylalkohols angepasst werden. Da dieser Kraftstoff gerne Wasser aufnimmt, sprich Kondenswasser, muss diese Eigenschaft bei der Lagerung unbedingt beachten werden. Wird sich der umweltfreundliche Kraftstoff auf breiter Front durchsetzen? Die Experten sehen das Ganze eher skeptisch, auch mit der Aussicht darauf, dass die fossilen Brennstoffe in den kommenden Jahrzehnten langsam, aber sicher zur Neige gehen. Deshalb wird einerseits verstärkt nach Alternativen gesucht, zugleich geraten damit auch aber Autos, die mit Wasserstoff oder Strom fahren, immer weiter in den Fokus.
Bild: @ depositphotos.com / Maridav
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