Schokolade – allein das Wort zaubert vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht. Angeboten wird Schokolade in unendlich vielen Variationen, als ganz normale Tafeln in Vollmilch, Nuss oder Zartbitter. Aus Schokolade sind Pralinen, Bonbons, Schokoriegel und ein Fondue aus Schokolade ist ein Genuss. Mehr als neun Kilogramm Schokolade isst jeder Deutsche im Laufe eines Jahres, nur die Einwohner des Schokoladenlands Schweiz essen noch 350 Gramm pro Jahr mehr. Immer häufiger handelt es sich dabei um Bio Schokolade, die aus fair gehandelten Zutaten besteht. Aber ist das wirklich so?
Die Geschichte der Schokolade
Rund um die Schokolade gibt es viele Legenden. Bei den Mayas heißt es, dass der Kakaobaum göttlichen Ursprungs ist und 15 Meter hoch war. Sie gaben der Pflanze den Namen „Ka-Ka-Wa, daraus leitete sich der Name Kakao ab. Der wissenschaftliche Name ist aber „Theobroma Cacao“, was Speise der Götter bedeutet. Die Azteken brauten aus Kakao, Wasser, Chili und Vanille ein Getränk, das sie „Xocóatl“ nannten und nutzen die Kakaobohne gleichzeitig als Zahlungsmittel. 1528 kam die Kakaobohne nach Europa und ab 1544 wurde Kakao am spanischen Königshof getrunken. Im 19. Jahrhundert kamen der Kakao und schließlich auch die Schokolade nach Deutschland. Verkauft wurde der Kakao allerdings in Apotheken, und zwar als „Kräftigungsmittel“. Populär wurden Kakao und Schokolade durch einen Niederländer namens Conrad Johannes van Houten. Ihm haben es die Schokoladenfans aus allen Teilen der Welt zu verdanken, dass aus Kakao Schokolade und Pralinen wurden. Er fügte der Schokolade Honig oder Zucker hinzu, denn von Natur aus ist Kakao sehr bitter.
Woraus wird Schokolade hergestellt?
Die Hauptbestandteile der Schokolade wie auch der Bio Schokolade sind Kakao, Milch und Zucker. Falls es sich dabei um Bio Schokolade handelt, dann müssen diese drei Bestandteile aus ökologischem Anbau stammen. Die wichtigste Zutat ist aber die Kakaoschote, eine Frucht, die an Bäumen in Ghana, an der Elfenbeinküste, in Indonesien und Ecuador wächst. Geht es nach den Rechtsvorschriften der Europäischen Gemeinschaft für den ökologischen Landbau, dann darf Bio Schokolade weder mit Mineraldünger noch mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Sie sind tabu, wenn Schokolade als Bio Schokolade angeboten werden soll. Die Kakaobauern setzen daher auf Mischkulturen auf den Plantagen. Bananen und Avocados, aber auch Orangen und Zitronen sorgen dafür, dass die Kakaopflanzen nicht zu viel Sonne bekommen und dass der Boden vor Erosion geschützt wird. Zudem wird damit der Wasserhaushalt stabilisiert.
Viel Handarbeit
Rund 5,5 Millionen Menschen leben vom Anbau der Kakaoschote. In Ghana und an der Elfenbeinküste sind es sogar knapp 90 Prozent der Kleinbauern, deren Existenz davon abhängt. Die Mehrzahl muss umgerechnet von rund 1,90 US-Dollar am Tag leben. Ein Grund dafür ist, dass die Preise für Rohkakao in den vergangenen 40 Jahren drastisch gesunken sind: 2022 beispielsweise lag der Preis für eine Tonne bei 1344 US-Dollar. In Ghana bestehen viele Familien aus sechs Personen, die größtenteils nicht mehr als vier Hektar bearbeiten und verdienen in der Regel nicht mehr als 190 US-Dollar pro Monat. Um die Existenz zu sichern, müsste es aber doppelt so viel sein, an der Elfenbeinküste sogar das Dreifache. Hilfskräfte können sich die Bauern nicht leisten, also müssen die Kinder mitarbeiten. Dabei ist die Arbeit auf den Kakaoplantagen nicht ungefährlich, denn die Schoten werden mit einer scharfen Machete geöffnet, um dann die Bohnen zu entnehmen. Es gehört viel Übung dazu, mit einer solchen Machete zu arbeiten. Sind die Bohnen einmal freigelegt, werden sie fermentiert und anschließend getrocknet.
Kein Durchblick im Dschungel der Siegel
Wie bei vielen anderen Bio-Lebensmitteln gibt es auch für die Bio Schokolade einen unübersichtlichen Dschungel an unterschiedlichen Siegeln. Die Mehrzahl der Label verspricht den Verbrauchern einen immer ethisch korrekten Genuss von Bio Schokolade, aber unerfreulicherweise gibt es noch keine staatlichen Vorgaben, was genau nachhaltig und fair ist. So muss beispielsweise fair gehandelte Schokoladen noch lange keine Bio Schokolade sein.
Besonders oft tauchen folgende Siegel auf:
- UTZ Certified
- Fairtrade
- Rainforest Alliance
Alle diese Siegel sollen Verbraucher zeigen, dass die Menschenrechte und Arbeitsrechte international eingehalten werden. Außerdem zeigen sie an, dass keine Kinder an der Ernte oder der Weiterverarbeitung beteiligt waren, ferner garantieren sie eine nachhaltige Landwirtschaft. Fraglich ist dabei, ob die Mindeststandards auch eingehalten wurden und ob es eine Kontrolle durch unabhängige Zertifikationsorganisationen gegeben hat.
Es kommt auf den Preis an
Die Bauern in den Herkunftsländern der Kakaopflanzen sind komplett abhängig vom Preis, zu dem der Kakao gehandelt wird. So können die Bauern den Preis sowohl bei Rainforest als auch bei UTZ immer frei aushandeln. Fairtrade hingegen zahlt den Mindestpreis von knapp 3000 Dollar für eine Tonne Kakao, aus dem Bio Schokolade entsteht. Leider reicht dieser Betrag aber nicht aus, denn nach einer Studie leben immer noch 80 Prozent der Kakaobauern an der Elfenbeinküste, die mit Fairtrade zusammenarbeiten, unterhalb der Armutsgrenze. Aber es gibt noch andere, kleinere Organisationen, die fast 4000 Dollar für die Tonne Kakaobohnen zahlen. Damit liegen sie weit über dem Durchschnitt des Weltmarktpreises, der bei rund 2400 Dollar liegt.
Siegel reichen nicht aus
Wer mit gutem Gewissen Schokolade kaufen und genießen möchte, sollte beim Kauf auf die unabhängigen Siegel achten. Diese Siegel schaffen die notwendige Transparenz, wo der Kakao angebaut wurde und dass keine Kinder an der Ernte oder der Weiterverarbeitung beteiligt waren. Traurigerweise konnte jedoch kein einziges der vielen Siegel bisher erreichen, einen Preis für die Tonne Kakao zu garantieren, der die Existenz der Bauern mehr als nur sichert. Immer wieder werden die Missstände in dieser Branche aufgezeigt, daher greifen die freiwilligen Selbstverpflichtungen der Schokoladenhersteller leider zu kurz. Eine Studie der Universität von Chicago hat jetzt gezeigt, dass die Schokoladenindustrie ihr Versprechen, die Kinderarbeit zu reduzieren, immer wieder gebrochen hat.
Video: Bio Schokolade: Fairer Handel mit Kakaobohnen | Gut zu wissen
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Fazit zu Bio Schokolade
Viele Menschen wünschen sich mehr Natürlichkeit, auch bei Süßigkeiten wie Schokolade. Sie achten vermehrt auf die Herkunft der Zutaten und ob diese wirklich aus Deutschland stammen. Viele kleine Unternehmen, die Schokolade ökologisch herstellen, arbeiten beispielsweise mit Milch aus dem Allgäu. Vorsicht ist immer dann geboten, wenn auf einer Tafel Schokolade viele verschiedene Zahlen stehen, denn sie bezeichnen Zusatzmittel, die der Schokoladenmasse zugesetzt wurden. So etwas wird gerne praktiziert, um die Haltbarkeit zu verlängern. Ist eine Tafel sehr lange haltbar, dann ist Bio mit Sicherheit kein Thema und außer Kakao, Milch und Zucker sind wahrscheinlich noch andere Zutaten im Spiel.
Bild: @ depositphotos.com / Anna_Shepulova
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