Was bringt eigentlich Nachhaltigkeit oder anders gefragt: Was bringt nachhaltiges Verhalten den Verbrauchern? Bio Gemüse ist im Trend und landet auf vielen Tellern, aber ist eine nachhaltige Ernährung wirklich besser? Auf dem Wochenmarkt werden Gurken, Tomaten, Kohlrabi und auch Spargel frisch aus der Region angeboten. Sie sollen ein wichtiger Beitrag für eine nachhaltige und vor allem gesunde Ernährung sein. Zudem wird auch die Landwirtschaft geschont, es entsteht also eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.
Aber was bedeutet Bio eigentlich im Zusammenhang mit Gemüse? Wie können Landwirte und Verbraucher davon profitieren?
Eine gute Bilanz?
Tomaten wachsen leider nicht das ganze Jahr über in der freien Natur. Handelt es sich um biologisch angebaute Tomaten, dann kommen sie, wie andere Gemüsesorten, ohne Pestizide und sonstige schädliche Substanzen aus. Wachsen Tomaten jedoch nicht mehr im Freien, dann reifen sie in sogenannten Thermo-Gewächshäusern, die nicht mit zusätzlicher Energie beheizt werden müssen. So entsteht immer eine sehr gute Öko-Bilanz.
Was ist aber mit den Tomaten, die aus den Niederlanden nach Deutschland kommen oder mit den Avocados, die in Peru wachsen? Ist derjenige, der diese Tomaten isst, überhaupt noch umweltbewusst? Viele haben daran berechtigte Zweifel, denn wenn die Avocados aus Peru und die Frühkartoffeln aus Ägypten kommen, bedeutet das einen denkbar schlechten Fußabdruck für das Klima. Da diese Produkte häufig mit dem Flugzeug transportiert werden, wird die Klimabilanz sowohl bei konventionellem als auch beim Bio Gemüse verschlechtert.
Es wird gespart
Werden exotische Gemüsesorten wie beispielsweise Avocados mit dem Flieger transportiert, ist es weder nachhaltig noch gut für das Klima. Erfolgt der Transport hingegen per Schiff, dann werden für die gleiche Distanz pro Kilo Avocados nur drei Prozent der CO2-Menge verbraucht, wie es bei der Flugreise der Fall gewesen wäre. Manche Gemüsesorten, aber auch Äpfel werden nach der Ernte im Herbst oftmals für Monate in Kühlhäusern gelagert und so frisch gehalten. Erst dann landen sie in der Obst- und Gemüseabteilung im Supermarkt. Für das Klima ist diese Lagerung schädlich, außerdem verlieren Gemüse und Obst dabei ihren typischen Geschmack.
Eine erfolgreiche Geschichte
Selbst wenn es Bedenken bei den Gemüsesorten aus Übersee gibt, insgesamt schneiden diese Produkte, die aus ökologischer Landwirtschaft kommen, deutlich besser ab. Sie sparen bis zu 30 Prozent Treibhausemissionen, was eine Klimabilanz des Bundesumweltministeriums gezeigt hat. Bio Gemüse ist eine erfolgreiche Geschichte, aber nur, wenn alle erforderlichen Standards eingehalten werden. Ganz gleich, wo es auf der Welt angepflanzt, geerntet und verkauft wird, die gesamte Handelskette lässt sich bis hin zum Wochenmarkt überprüfen.
Nach Ansicht des zuständigen Ministeriums gibt es keinen anderen Lebensmittelsektor, der so nachhaltig und so homogen ist wie die Prozesskette beim Bio Gemüse.
Die Ernte ist geringer
Jeder zehnte landwirtschaftliche Betrieb in Deutschland hat mittlerweile auf ökologischen Anbau vieler Gemüsesorten umgestellt. Jetzt beabsichtigt die Regierung, die Öko-Bauern noch mehr zu fördern und zu stärken. Das Ziel ist ehrgeizig, denn mittelfristig sollen 20 Prozent der gesamten Anbaufläche ökologisch sein. Während die zuständigen Beamten im Landwirtschaftsministerium so etwas durchaus realistisch finden, sehen Agrarökonomen das Ganze etwas anders. Aus rein wissenschaftlicher Sicht sehen sie keinen Grund, an den 20 Prozent festzuhalten. Obwohl das Bio Gemüse mit deutlich weniger Pflanzenschutzmitteln belastet ist, kommen auch in der ökologischen Landwirtschaft Pestizide zum Einsatz, wie beispielsweise Kupferverbindungen.
Kritiker halten die Aussage des Ministeriums, dass die biologische Landwirtschaft nachhaltiger ist, für zu pauschal. Wichtig ist es, genau darauf zu achten, was auf dem Acker passiert. Wer auf einem Hektar Gemüsesorten anbaut und berücksichtigt, welche positiven Effekte dabei für die Umwelt entstehen, wird feststellen, dass die ökologische Landwirtschaft zwar besser abschneidet als die konventionelle Landwirtschaft, aber zugleich erkennen, dass die Ernte wesentlich geringer ausfällt.
Die Landwirtschaft muss sich weiterentwickeln
Dass die Ernteerträge kleiner ausfallen, liegt natürlich auch daran, dass keine Pestizide zum Einsatz kommen. Aufgrund dessen muss sich die Landwirtschaft nicht nur in Sachen Ertragssteigerung etwas mehr einfallen lassen, auch die Standards müssen ständig weiterentwickelt werden. So sollte beispielsweise der Spritverbrauch gesenkt und weniger Fläche für die Produktion von Lebensmitteln verbraucht werden. Nur wenn so etwas gelingt, wird auch die Ernährung gesünder. Sich nachhaltig zu ernähren, ist mehr, als nur auf dem Wochenmarkt Bio Gemüse aus der Region zu kaufen. Wird für den Einkauf noch das Auto oder vielleicht das Fahrrad genutzt? Auch darüber sollte man einmal nachdenken.
Dazu kommt, dass immer noch zu viel in der Mülltonne landet, laut Bundesumweltministerium sind es allein in Deutschland mehr als elf Millionen Tonnen in nur einem Jahr.
Nachhaltige Ernährung ist besser
Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN hat eine nachhaltige Ernährungsweise zwar nur eher geringe Auswirkungen für die Umwelt, die Sicherung der Lebensmittel und der Ernährung. Jedoch wird damit auch der zukünftigen Generation ein gesundes Leben garantiert. Ferner ist es erforderlich, dass auch die empfindlichen Ökosysteme besser geschützt werden. Wie können die Verbraucher eigentlich überprüfen, ob sie Gemüse in Bioqualität kaufen oder nicht? Wenn die Produkte aus Deutschland kommen, dann weisen bestimmte Siegel darauf hin. Kommen die Produkte aber aus dem Ausland, dann wird es in der Regel schwierig. Leider gibt es keine verbindlichen Siegel, die auf Bio oder eine gute Klimabilanz hindeuten.
Eine gute Orientierung bietet das Siegel der EU. Hier kann sich der Verbraucher sicher sein, dass die Mindeststandards eingehalten werden. Die Siegel aus Deutschland hingegen haben noch deutlich strengere Richtlinien. Werden auf diesem Siegel Gemüsesorten aus ökologischem Anbau angeboten, dann stammen sie auch aus einer Öko-Landwirtschaft.
Video: Bio-Gemüse frisch vom Feld
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Fazit zu Bio-Gemüse
Kann die Welt tatsächlich mit Bio Gemüse ernährt werden? Es gibt Studien, die diese Frage eindeutig mit einem Ja beantworten. Allerdings müssen dazu mehrere Voraussetzungen geschaffen werden. So dürfen die Verbraucher weltweit nicht mehr so viele Lebensmittel wegwerfen und es kann auch nicht schaden, weniger Fleisch zu essen. Kritiker sehen das Ganze aber anders und beantworten die Frage mit einem Nein, denn allein mit einer ökologischen Landwirtschaft kann man die Welt nicht ernähren. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine viel beachtete Studie der Universität Göttingen. Das Problem dabei ist allerdings, dass die Öko-Landwirte je nach Standort bis zu 50 Prozent weniger arbeiten als die Kollegen, die noch konventionelle Mittel nutzen. Dazu kommt, dass die ökologische Landwirtschaft viel mehr Fläche benötigt. Demzufolge muss auch weiterhin geforscht werden, wie die Erträge auch ohne Pestizide gesteigert werden können.
Bild: @ depositphotos.com / Subbotina
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